Der Scherz

»Optimismus ist das Opium der Menschheit! Ein gesunder Geist mieft nach Dummheit! Es lebe Trotzki! Ludvik.« Mit diesen kurzen Zeilen auf einer Postkarte an seine überaus hübsche Freundin Markéta reagiert der Student Ludvik seine Wut darüber ab, daß sie am Wochenende lieber zur politischen Schulung gefahren ist, als mit ihm auf eine abgelegene Hütte. Mit der Karte, die als Scherz gedacht war (Ludvik hat noch nie eine Zeile von Trotzki gelesen), bittet er eifersüchtig um Zuwendung - statt dessen aber erheben sich hundert Hände gegen ihn, er wird von der Universität relegiert und in einem Strafbataillon in die Kohlengruben geschickt.Über die Entstehung des Romans schreibt Milan Kundera: »Eines Tages, im Jahre 1961, besuchte ich Freunde in der Bergbauregion, wo ich einst gelebt hatte, sie erzählten mir die Geschichte einer jungen Arbeiterin, die verhaftet und ins Gefängnis gesteckt wurde, weil sie für ihren Liebhaber Blumen auf den Friedhöfen stahl. Ihr Bild ließ mich nicht mehr los, und vor meinen Augen zeichnete sich das Schicksal einer jungen Frau ab, für die Liebe und Fleischlichkeit getrennte Welten waren, und Sexualität das Gegenteil von Liebe. Ein anderes Bild stellte sich dem der Blumendiebin gegenüber: Ein langer Liebesakt, der in Wirklichkeit nichts anderes war als ein superber Akt des Hasses. So entstand die Idee zu meinem ersten Roman.«In dem Buch stecken also zwei Geschichten, die sich zwischen den Extremen der Liebe abspielen: Zwei Stimmen über das Unverständnis zwischen Leib und Seele.